Das dritte Buch über Vampir Valentin, Hexe Emma und den Geheimbund
Im Team gelingt den Freunden fast alles
„Dracheneier?“, ruft Frau Schnütgen entsetzt. „Um Gottes willen! Nein! Nicht auch noch Dracheneier! Wenn die schlüpfen! Was da alles passieren kann! Womöglich fackeln die Drachen unsere ganze schöne Burg Donnersbach ab!“
Der Fund von zwei goldenen Eiern beschert den frisch gebackenen Burgbewohnern und den beiden schlecht gelaunten Gespenstern ein sowohl heißes als auch stinkiges Abenteuer.
Werden sie Zauberer Flörus aus dem Feuerring befreien können? Wo finden sie die Eltern der nervigen Drachenbabys? Und warum klebt grüner Wackelpudding an Flörus' Zauberstab?
Text und Zeichnungen von Antje Hansen
Taschenbuch mit Fadenheftung für Selbstleser
79 Seiten, 15 cm x 21 cm
schwarz/weiß illustriert
2. Auflage August 2018
ISBN: 978-3-946506-04-1
€ 9,50
Hörbuch, Audio CD
Laufzeit: ca. 72 Minuten
Sprecherin Claudia Scarpatetti
veröffentlicht 2012
ISBN: 978-3-00-037214-8
€ 9,95
illustriertes Ebook
€ 4,99
Hörprobe:
Kapitel Zwei - Quengeldrachen
Aufgeregt stupst Emma Valentin in die Seite und deutet auf zwei weiße Schäfchenwolken, die dicht über dem Boden des Burghofes zur Kiefer schweben.
„Wach auf! Sie kommen! Es geht los!“
Die kleinere Wolke kichert: „Sind die doof! Wir haben sie sowas von eingewickelt, Groß! Was für Hohlköpfe! Das haben wir mal wieder richtig gut hingebogen.“
Groß amüsiert sich ebenfalls über die vermeintliche Dummheit der Geheimbund-Mitglieder. „Die glauben wirklich jeden Quatsch! Drachengeheimnis? Hä, hä, hä! Liegen jetzt nichts ahnend in ihren Betten, während wir …“ Er fegt hinauf zu dem Eichhörnchenkobel und schnappt sich die beiden goldenen Dracheneier. „Hab sie!“ Er wirft die Eier zu Klein hinunter, der sie geschickt auffängt.
Das Burgtor öffnet sich wie von Zauberhand. Mit ihrer Beute jagen die Geister über die Zugbrücke. Sie fühlen sich sicher und werfen keinen Blick zurück. Dann verschwinden sie in einem Gebüsch am Waldrand. Im Schutz der Dunkelheit nehmen Emma und Valentin die Verfolgung auf.
„Hinter dem großen Busch ist eine Höhle. Vielleicht bringen sie die Eier dorthin“, flüstert Valentin. „Neben dem Eingang können wir uns verstecken und sie beobachten.“
Lautlos pirschen sich die beiden an und lugen um einen Felsvorsprung. In der Mitte der Höhle schichtet Groß Brennholz auf, das Klein mit Feuerblitzen anzündet.
„Los, Groß, mach schon! Hilf mir! Wir brauchen eine ganz große Drachenspezialhitze! Ein echtes Drachenfeuer! Und dann …“, kreischt er.
„Dann müssen wir nur noch zwei Stunden warten, bis die Dinger fertig sind!“ Groß reibt seine Geisterhände und spuckt ebenfalls Blitze, um das Feuer weiter anzufachen. Als die Scheite vor Hitze knistern, wirft er die Dracheneier in die Flammen.
Der kleine Vampir und die kleine Hexe schleichen in die Felshöhle.
„Macht ihr einen auf Lagerfeueridylle oder was soll das werden?“, fragt Emma schnippisch.
Groß und Klein drehen sich erschreckt um.
„Wir haben alles gesehen! Wie ihr die Eier aus dem Nest auf der Kiefer genommen und euch hierher gestohlen habt ... – Drachengeheimnis? Dass ich nicht lache! Ihr wisst ganz genau, wie man die Eier ausbrütet! Ihr wolltet es uns nur nicht verraten! Darf man fragen, warum nicht?“, stellt Valentin die Gespenster zur Rede.
Verzweifelt spuckt Groß einen feurigen Blitz auf den Vampir. „Jetzt habt ihr alles verdorben! Nie werden wir erfahren, wo sie Flörus versteckt halten.“
„Flörus? Was hat denn der alte Zauberer von Burg Donnersbach mit den Dracheneiern zu tun?“, überlegt Valentin verwundert, während Emma mit einem Schwenk ihres Zauberstabes seinen brennenden Vampirumhang löscht.
„Lange Geschichte“, erwidert Klein traurig.
„Erzähl. Wir haben die ganze Nacht Zeit“, sagt Emma und setzt sich neben das Feuer.
„Ich weiß nicht. Was meinst du, Groß, sollen wir sie einweihen? Vielleicht können sie uns ja sogar helfen“, sagt Klein zu seinem Freund.
„Helfen? Die beiden? Uns? Spinnst du? Da halte ich gar nix von!“, sagt dieser, während er Emma und Valentin mit eisigen Schneebällen bombardiert.
„Komm, sei friedlich, Groß! Selbst wenn uns die Drachenkinder den Weg zu ihren Eltern zeigen, könnten wir ihnen niemals alleine durch den Drachenwald folgen, um Flörus zu befreien. Beim kleinsten Windhauch werden wir weggepustet. Wir sind Gespenster; Wolken! Wir brauchen dringend Hilfe“, beschwichtigt Klein.
„So, meinst du?“, knurrt Groß.
„Das meine ich, ja! Wir versuchen immerhin seit fast drei Jahrhunderten den Wald zu durchqueren. – Erfolglos wie du weißt. Erinnerst du dich noch an den Tag, an dem uns der Westwind in einen Tümpel blies, und ich von einer Forelle in den Po gezwickt wurde? Die hielt mich glatt für einen Regenwurm; sehr unangenehm. – Aber wenn die Drachenkinder geschlüpft sind, und die Geheimbund-Mitglieder uns helfen, haben wir eine echte Chance. Komm schon, sei nicht so stur“, bittet Klein.
„Wer ist denn hier stur? In Ordnung!“, erwidert Groß friedlich. „Ihr müsst wissen, dass Flörus, Klein und ich seit uralten Zeiten die allerbesten Freunde sind und auf der Donnersbacher Burg mit den jeweiligen Bewohnern einträchtig zusammenlebten. Bis dein Vater, Valentin, Ritter Leonhard von Donnersbach, der Ur-ur-ur-urenkel von Leonhard dem Erbauer, gegen ein paar Drachen kämpfte, die sich im nahe gelegenen Wald herumtrieben und im Winter die Vorratskammern der Burg plünderten. Das erboste Leonhard, und er zog an einem frostigen Wintermorgen mit seinen Männern gegen die Ungeheuer. Er kämpfte tapfer und erbeutete besagte Dracheneier, erlitt bei dem Kampf aber schwere Verbrennungen. Die Drachen schworen Rache, entführten Flörus und verwüsteten das Burggelände. Die Dracheneier fanden sie bei ihrem Rachefeldzug jedoch nicht. Ritter Leonhard hatte sie gut versteckt und nahm das Geheimnis mit in sein Grab.“
„So war das also“, sagt Valentin mit tränenerstickter Stimme. „Ich kann mich nicht mehr genau an diese Begebenheiten erinnern, denn das alles ist kurz nach dem Vampirmückenstich passiert, von dem ich mich noch nicht erholt hatte. Ich schlief fast drei Monate lang in dem Marmorsarg im Kellerverlies. Als ich aufwachte, war die Burg niedergebrannt und zerstört. Mir wurde berichtet, mein Vater sei tot und meine Mutter mit den Bediensteten geflohen. Und auch Flörus war verschwunden. Niemand ist zurückgekehrt. Ich blieb allein in der Ruine, als Vampir. – Und ihr glaubt, dass die Drachenkinder den Weg zu ihren Eltern kennen? Dass wir Zauberer Flörus bei ihnen …?“
„Finden und befreien! Haarscharf erfasst! Genau das meinen wir“, grummelt Klein.
Valentin wirft einen fragenden Blick auf Emma.
Sie nimmt tröstend seine Hand. „Wir helfen bei der Suche nach Flörus“, verspricht sie. „Sobald die kleinen Drachen geschlüpft sind, folgen wir ihnen zum Drachenversteck. Das ist ein Fall für unseren Geheimbund. Und währenddessen hütet ihr die Burg. – Aber apropos Burg hüten. Ihr habt uns immer noch nicht verraten, was ihr mit dem wiedergefundenen Schlüssel vorhabt?“, fragt Emma neugierig.
„Wir …“
„Ich warne dich, Klein! Das geht die überhaupt nix an! Großes Gespenstergeheimnis! Das … nee, das verraten wir euch nie und nimmer!“, donnert Groß.
„Wie ihr wollt. Dann wecke ich mal Frau Schnütgen und die anderen“, sagt Emma und läuft zur Burg.
Mit einem ohrenbetäubenden Knall explodiert eins der beiden Dracheneier. Goldene Schalenstückchen fliegen durch die Luft und gehen lautlos als Goldstaub nieder. Ein hellgrünes Drachenbaby sitzt im Feuer, kratzt seinen rosafarbenen Bauch und wackelt mit blauen Flügelchen. Dann schlägt es die Augen auf, erblickt Groß und fiept: „Mami? Mami! Mir ist heiß!“
„Ach, du Schreck, hab ich Mami gehört? Ich bin nicht deine Mami, Kleines“, schnurrend kühlt Groß das Drachenkind mit einem eiskalten Hagelschauer ab.
„Mami, jetzt ist mir kalt, und ich bin patschnass!“, quengelt der kleine Drache, während er aus dem Feuer krabbelt, um an Groß Gespensterkleid zu zupfen.
„Hör mal, Liebchen, ich bin nicht deine Mami! Ich bin ein Gespenst. Ein gruseliger Geist.“ Groß bespuckt das Drachenkind mit ein paar Gewitterblitzen. „So, nun ist dir hoffentlich wieder warm.“
„Mami, ich hab Hunger! Und Durst! Mami“, quengelt der nervige Winzling weiter, „ich muss Pipi!“
Hilfe suchend dreht sich Groß zu Klein und Valentin um, doch die halten sich vor Lachen die Bäuche.
„Na, dann gib ihm doch endlich was zu essen und zu trinken, du … du … Super-Gespenster-Mami!“, japst Klein, während er Groß in einem erneuten Lachanfall auf die Schulter schlägt. Mit seiner freundlichsten Geisterstimme fragt er: „Was möchtest du denn essen, mein Kleines?“
„Weiß nicht. Drachenfutter? Leute, ich hab Kohldampf!“, quietscht der Winzling.
Die Gespenster und der kleine Vampir überlegen gerade, was so ein Minidrache frisst, und womit man ihn bei Laune hält, da treffen Emma und die erwachsenen Geheimbund-Mitglieder ein.
Frau Schnütgen ergreift sofort das Kommando. „Wie niedlich! Ein süßes Baby!“, ruft sie. „Na, davor hätte ich mich wirklich nicht fürchten müssen. – Wir probieren es mit Milch. Das schmeckt allen Babys. Minidrachen sind da sicherlich keine Ausnahme. Valentin, flieg bitte schnell in die Burgküche. Im Kühlschrank stehen zwei Flaschen.“
Valentin spricht den Fledermaus-Verwandlungs-zauber und kommt kurze Zeit später mit der Milch zurückgeflattert. Frau Schnütgen hält eine Flaschen in die Flammen des Feuers und reicht sie dem Drachenkind. Gierig trinkt es alles aus und rülpst sowohl einen Schwall angebrannter Milch als auch eine Stichflamme aus. Leider ist Polizeiinspektor Grünschnabels Augenbraue im Weg und wird angesengt.
Groß applaudiert: „Alle Achtung! Feuer spucken kann er schon wie ein Großer!“
Ein weiterer explosiver Knall erschüttert die Höhle, und auch der zweite quengelnde Drache sitzt im Feuer.
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