Pressefreiheit

„... auch über unangenehme Dinge darf berichtet werden. Das nennt man Pressefreiheit! Und über Verbrechen und Mord muss sogar berichtet werden!“, erklärt Marie ihr zum x-ten Mal.

„Finde ich nicht!“

Heidis strenger Blick lässt Agrippina verstummen.

„Bitte sehr – wie ihr wollt. Wenn man das heute so macht mit der … Wie heißt der Unsinn nochmal?“

„P r e s s e f r e i h e i t!“, faucht Heidi. „Artikel Fünf des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland: Meinungs- und Pressefreiheit.“

Den können wir im Schlaf herunterbeten: „Eins – Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

Zwei – Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre – Punkt.“

„Blöd. – In Rom hatten wir Tacitus, der meinte auch über die angebliche Vergiftung meines Gatten Claudius berichten zu müssen; die alte Spaßbremse. So gesehen bin ich schon lange eine Verfechterin der Presse-Dingsbums, denn er hat diese Unverfrorenheit überlebt. Aber dass heutzutage immer noch nach Sitten von damals …“

„Nicht immer noch. Wenn, dann muss es wieder heißen. Meinungs- und Pressefreiheit war über Jahrhunderte ein Fremdwort für die herrschende Klasse und für den Klerus. – Sie waren doch dabei!“ Augen zwinkernd meint Marie: „Ihre Persönlichkeitsrechte werden gewahrt. Wir erwähnen nirgends, dass Sie seit zweitausend Jahren die Stadt unsicher machen ..."

Textausschnitt: Agrippina-News, beamen war gestern (S.198/199)